Marijke Höppner, Sprecherin für Frauenpolitik Wir wollen Frauen im Bezirk sichtbar machen!
Die traditionelle Geschichtsschreibung hatte Frauen lange übersehen. Dies zeigt sich auch in der Benennung von Straßen. In Tempelhof-?Schöneberg finden sich kaum Frauen auf Straßenschildern wieder. Dabei sind weibliche Galionsfiguren als Vorbilder für eine gleichberechtigte Gesellschaft sehr wichtig. Mit einer Liste oder einem Namenspool mit Frauennamen für Straßenbenennungen, verbinden wir den Wunsch, dem weiblichen Blick auf die Welt Ausdruck zu verleihen und die Vielfalt weiblichen Schaffens und Denkens sichtbar zu machen. (Quelle: Drs. 0209/XIX)
Für den Antrag Drs. 0209/XIX Frauen im Bezirk sichtbar machen recherchierte die ASF Tempelhof-Schöneberg für die SPD Fraktion Tempelhof-Schöneberg die Biografien vieler toller Frauen, die wir für ehrenswert halten:
Pina Bausch
Pina (Philippina) Bausch (27.07.1940 in Solingen – 30.06.2009 in Wuppertal) war eine deutsche Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin und Ballettdirektorin. Nach Ihr wurde das Tanztheater Pina Bausch in Wuppertal benannt, das Weltruhm erlangte. Pina Bausch, seit den 1970er-Jahren als Kulturfigur der internationalen Tanzscene gefeiert, gilt heute als eine der bedeutensten Choreografen/innen der Gegenwart. Ihren Stil prägten die Verstrickung von Tanz mit anderen Genres der darstellenden Kunst wie Gesang aber auch Medienperformance. Das Tanztheater Pina Bausch befindet sich in der Partnerstadt Tempelhof-Schönebergs Wuppertal.
Quellen: http://www.pina-bausch.de/, http://www.pina-film.de/de/pina-bausch.html
Margarete Berent
Margarete Berent (9.7.1887 Berlin -23.6.1965 New York) war 1919 die erste Frau mit einem juristischen Staatsexamen in Preußen und wurde zur Spezialistin für Ehe- und Familienrecht. Sie promovierte 1914 „Über die Zugewinngemeinschaft der Ehegatten“. Berent war Mitbegründerin diverser Frauenvereine darunter des Juristinnebundes und des Akademikerinnenvereins sowie Vorstandsmitglied des Jüdischen Frauenbundes. Ihre Praxis befand sich in der Goltzstr. 34. 1933 wurde Berent aus der Rechtsanwaltspraxis ausgeschlossen. 1939 emigrierte sie über Chile in die USA.
Quellen: Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhunter. Lexikon zu Leben und Werk, hrsg. Jutta dick, Marina Sassenberg, Reinbek 1993.
Gertrud Hanna
Gertrud Hanna (22.6.1876-26.1.1944 Berlin) war von 1909 bis 1933 Leiterin des Arbeiterinnensekretariats beim ADGB und Mitglied des preußischen Landtags 1919 bis 1933 für die SPD. Sie setzte sich für die Anerkennung weiblicher Mitglieder in der Gewerkschaft ein und engagierte sich in der SPD für die Frauenpolitik. Zermürbt von der Nazi-Verfolgung begang Hanna gemeinsam mit Ihrer Schwester den Selbstmord. Hannah lebte vor 1918 in Neu-Tempelhof.
Jenny Hirsch
Jenny Hirsch (25.11.1829 Zerbst – 10.3.1902 Berlin) war Frauen- und Sozialarbeiterin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie war Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauen Vereins (ADF) und des in Schöneberg ansässigen Lette-Vereins, in dem sie zeitweilig Schriftführerin war. Als Mitarbeiterin zahlreicher Frauenzeitschriften gab sie unter anderem „Frauen-Anwalt. Organ des Verbandes der Frauenbildungs- und Erwerbsvereine“ heraus.
Clara Immerwahr, verh. Haber
Clara Immerwahr (21.6.1870 – 2.5.1915) war die jüngste Tochter des Chemikers Phillip Immerwahr und seiner Ehefrau Anna Krohn, einer gutbürgerlichen Familie in Breslau. Nach einer Lehrerinnenausbildung studierte Clara Chemie. Als erste Frau an der Universität Breslau promovierte sie 1900 in physikalischer Chemie. Ihren Abschluß machte sie „Summa cum Laude“. 1901 heiratete sie den Chemiker Fritz Haber. Sie hoffte auch als Ehefrau weiter in der Forschung arbeiten zu können, diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Während Fritz eine steile Karriere machte und schließlich zum Direktor des Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft berufen wurde, musste Clara die undankbare Rolle der repräsentierenden, umsorgenden und allenfalls zuarbeitenden Professorengattin übernehmen. In der Ehe kriselte es. Fritz war fanatischer Patriot und widmete seine Forschungen vollkommen der Suche nach neuen Kampfgasen. Im Laufe des Krieges wurde er Abteilungsleiter im Kriegsministerium und übernahm die wissenschaftliche Verantwortung für das gesamte Gaskampfwesen. Clara bezog dazu deutlich Stellung und bezeichnete das ganze Unternehmen als «Perversion der Wissenschaft», Haber warf ihr «Landesverrat» und «antimilitärische Einstellung» vor. Am 22. April 1915 befehligte Haber an der Westfront bei Ypern in Belgien den erstmaligen Einsatz von Chlorgas. Am 2. Mai 1915 erschoss sich Clara aus Protest gegen die von ihrem Mann geleitete erste chemische Massenvernichtung und deren unabsehbare Folgen. Doch am nächsten Tag stand in der Zeitung, das die Gründe für ihren Freitod unbekannt seien. Seit 1991 ehrt der Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW)das Andenken an die Pazifistin mit der Verleihung der Clara-Immerwahr-Medaille
Luise Kautsky
Luise Kautsky (11.8.1864 Wien -1.11.1944 Ausschwitz-Birkenau) war als Ehefrau von Karl Kautsky seine politische Weggefährtin und unentbehrliche Stütze. Sie hat durch eigenständige Übersetzungen sozialistischer Texte aus dem Englischen und Französischen maßgebend zur internationalen Verständigung der Arbeiterbewegung beigetragen. Als Freundin von Rosa Luxemburg war sie deren erste Biografin. Als Jüdin wurde sie mit 80 Jahren nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Auf dem Krankenlager antwortete sie, dem Tode nahe, dem KZ-Arzt Mengele auf seine Frage, ob sie des Kommunisten Frau sein: „ Ich bin des Sozialisten Frau“. Luise Kautsky war seit 1890 mit Karl Kautsky verheiratet. Allein in Friedenau hatte das Ehepaar mit ihren drei Söhnen vier Wohnadressen. Von 1900 bis 1902 wohnten sie in dem heute denkmalgeschützten Haus Saarstraße 14. Das Haus wurde zum Treffpunkt der frühen Sozialdemokratie. Die drei Söhne gingen in Friedenau zur Schule. Außerdem lebte sie in der Wielandstraße 26.
Erna Proskauer
Erna Proskauer (5.8.1903 – 18.1.2001), geboren in Bromberg, musste sie mit 17 Jahren ihre Geburtsstadt aufgrund des Versailles Vertrages verlassen. Die Familie zieht nach Berlin in die Kaiserallee (heute Bundesallee). Erna Proskauer studiert als eine der ersten Frauen Rechtswissenschaften. 1933 wird die frischgebackene Gerichtsassessorin „bis auf weiteres“ vom Dienst suspendiert. Als Jüdin wird ihr auch die Zulassung als Anwältin verweigert. Zusammen mit ihrem Mann Max, der ebenfalls Jurist ist, emigriert sie nach Israel. Anfang der 50er Jahre kehren sie nach Deutschland zurück. Sie nehmen sich eine Wohnung in Schöneberg, Max lässt sich als Anwalt nieder. Erna beantragt die Wiederaufnahme in den Justizdienst, doch diese wird ihr nach jahrelangen Prozessen letztendlich mit der Begründung verweigert, daß Erna Proskauer nicht als Jüdin benachteiligt worden sein soll, sondern aus beamtenrechtlichen Gründen zuallererst „als verheiratete Frau“. Dafür gibt es keine Wiedergutmachung. Für ihre „Verdienste um die Berliner Justiz“ wurde Erna Proskauer 1995 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Sie starb 2001 in ihrem 98. Lebensjahr.Sie starb 2001 in ihrem 98. Lebensjahr.
Gertrude Sandmann
Gertrude Sandmann (16.11.1893 in Berlin – 6.1.1981 Berlin) war eine Berliner Künstlerin und Gründerin der Gruppe L47. Als lesbisch jüdische Malerin durfte sie zunächst nicht an der Akademie der Künste lernen und belegte Kurse beim Verein Berliner Künstlerinnen. In der NS-Zeit wurde sie verfolgt und tauchte unter. Ihre Gedanken zum Überlebenskampf im Berliner Untergrund, zum Judentum und der gesellschaftlichen Position Frau lassen Ihre Werke in einem politischen Kontext erscheinen.
Elisabeth Schumacher
Elisabeth Schumacher (geb. Hohenemser: 28.04.1904 – 22.12.1942 Berlin) war Grafikerin und Mitglied der „Roten Kapelle“. Während des Spanischen Bürgerkrieges kopierte und miniaturisierte sie geheime Materialien der deutschen Luftwaffe, und verteilte mit der Gruppe illegal Flugblätter und dokumentierte Verbrechen des NS-Regimes. Sie verbreitete selbst illegale Widerstandsschriften und versuchte, jüdische Angehörige vor der Deportation zu schützen. 1942 wurden Sie, ihr Mann, der Bildhauer Kurt Schumacher, den sie 1934 geheiratet hatte, und zahlreiche weitere Mitglieder Widerständler verhaftet. Sie wurde am 19. Dezember vom Reichskriegsgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Landesverrat“ und weiterer politischer Vergehen zum Tode verurteilt und am 22. Dezember im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil hingerichtet.
Helene Stöcker
Helene Stöcker (13.11.1869 Elberfels – 24.2.1943 New York) war eine deutsche Sexualreformerin und Pazifistin. Stöcker war eine der ersten Berliner Abiturientinnen und Gasthörerinnen der Berliner Universität. 1905 Gründete sie den „Bund für Mutterschutz und Sexualreform“. Ihr Friedenauer Wohnsitz in der Sentastraße 5 wurde zweitweise zum Sitz des Vereins. Stöcker setzte sich u.a. für die Sexualaufklärung, Verhütung und Sexualhygiene sowie für die Straffreiheit der Abtreibung, freie Sexualität für Frauen auch außerhalb der Ehe und männliche Homosexualität ein. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges engagierte sich Stöcker in der Friedensbewegung und wurde Mitglied des „Bundes für Kriegsdienstgegner“ (BdF). Nach der Machtübernahme der Nazis floh sie über die Schweiz und Schweden in die USA.
Gerda Szepansky
Gerda Szepansky (geb.: 6. Dezember 1925 Berlin – 3. August 2004 Berlin-Mariendorf) war Journalistin, Lehrerin, und Publizistin und erhielt 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. In der Nachkriegszeit wurden sie und ihr Mann Wolfgang Szepansky, ein Überlebender des KZ Sachsenhausen, den sie auf einer Versammlung antifaschistischer Lehrer kurz nach Kriegsende kennengelernt hatte, wegen „aktiver Betätigung im Sinne der SED“ per Strafbescheid aus dem Schuldienst entlassen. Sie übernahm die Leitung des Kulturclubs der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in West-Berlin. Als Historikerin beschäftigte sie sich mit der Aufarbeitung der Lebensgeschichten von Frauen, sie engagierte sich für die Gedenkstätte des Frauen-KZ Ravensbrück, organisierte Austellungen und Veröffentlichungern für die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung und war auch im Verband deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft ver.di aktiv.
Franziska Tiburtius
Franziska Tiburtius (geb.: 24. Januar 1843 auf Rügen – 5. Mai 1927 Berlin) war eine der ersten deutschen Ärztinnen und Kämpferin für die Öffnung der Universitäten für Frauen.
Nach dem Schulabschluss arbeitete sie zunächst als Erzieherin auf Rügen und in England, bevor sie sich entschloss, Medizin zu studieren. In Deutschland war es Frauen zu dieser Zeit nicht gestattet die Universität zu besuchen, daher ging sie 1871 nach Zürich, wo bereits seit den 1860er Jahren Frauen immatrikuliert wurden und ihnen das Promotionsrecht geboten wurde. Bereits 1876 schloss sie ihr Medizinstudium mit hervorragenden Leistungen ab und ging anschließend als Volontärärztin nach Leipzig, dann in die Königliche Entbindungsanstalt Dresden, wo sie sich vergeblich um eine Approbation bemühte. Daraufhin zog sie nach Berlin und gründete gemeinsam mit Emilie Lehmus im Prenzlauer Berg eine eigene Praxis, sie mussten sich dabei jedoch als „Dr. med. in Zürich“ ausweisen und hatten damit nur etwa den Status eines Heilpraktikers. 1908 eröffnete sie gemeinsam mit einer weiteren Kollegin, Agnes Hacker, Mitbegründerin des „Deutschen Bundes für Mutterschutz und Sexualreform“, die „Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte“. Dort wurde insbesondere auch Arbeiterinnen die ärztliche Behandlung durch niedrige Honorare ermöglicht, und vor allem jungen Ärztinnen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten geboten. Noch im gleichen Jahr wurden Frauen erstmals an preußischen Universitäten, und ab 1914 zur Approbation zugelassen.
Sie kennen tolle Frauen nach denen Straßen benannt werden können?
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge an post(at)spd-fraktion-tempelhof-schoeneberg.de