Als die Schlacht um Berlin 1945 zu Ende ging, quartierten sich einen Tag vor Einnahme des Flughafens die Stäbe zweier sowjetischer Gardearmeen (unter den Generälen Tschuikow und Katukow) mit ihren Gefechtsständen im Schulenburgring 2 in Tempelhof ein. Um Waffenstillstandsverhandlungen zu führen, entsandte Joseph Goebbels, der sich einen Separatfrieden mit Russland vorstellte, am 1. Mai (Hitler hatte schon Selbstmord begangen) Parlamentäre unter Generalleutnant Hans Krebs, der über gute Russischkenntnisse verfügte, zum Schulenburgring. Die Sowjets forderten aber – nach telefonischer Rücksprache mit Stalin - die bedingungslose Kapitulation, was Goebbels ablehnte. Unverrichteter Dinge kehrte die deutsche Delegation nach 12 Verhandlungsstunden zum Bunker der Reichskanzlei zurück. Das Foto eines russischen Korrespondenten zeigt Krebs vor dem Haus Schulenburgring 2. Noch am Abend des gleichen Tages begingen die Familien Krebs und Goebbels - von der Aussichtslosigkeit ihrer Lage überzeugt – Selbstmord.
Die Verantwortung für die Reichshauptstadt lag nun beim Stadtkommandanten Generalleutnant Helmuth Weidling, der – ohne die Zustimmung der NS-Führer zur Kapitulation bereit – die sowjetischen Verhandlungspartner per Funk davon informierte und von den Sowjets aus dem Umland über die Potsdamer Brücke nach Berlin zum Schulenburgring gebracht wurde. Dort, am eichenen Ausziehtisch der Hausbesitzerin unter einer Kopie von Leonard da Vincis „Abendmahl“ an der Wohnzimmerwand, unterzeichnete er am 2.Mai ohne vorherige Verhandlungen den eigenhändig verfassten Kapitulationsbefehl für die Berliner Garnison. In einem Ufa-Studio in Johannisthal wurde der auf Schallplatte gesprochen, um den Berliner Bürgern und Soldaten mit Lautsprecherwagen mitzuteilen, dass der Krieg beendet ist.
An der Fassade des Hause befindet sich eine Gedenktafel mit folgendem Text: “In diesem Haus befand sich der Gefechtsstand des Befehlshabers der 8. sowjetischen Gardearmee General Tschuikow. Hier unterzeichnete am 2. Mai 1945 General Weidling als Befehlshaber des Verteidigungsbereichs Berlin den Befehl an die deutschen Truppen, in Berlin sofort die Kampfhandlungen einzustellen. Für Berlin bedeutete dies das Ende des Krieges.“
Die Hausgemeinschaft Schulenburgring 2, die sich seit vielen Jahren mit diesem historischen Ereignis beschäftigt, erinnert gemeinsam mit dem Friedensarbeitskreis der Paulus-Gemeinde am 28. April 2010, 19 Uhr, mit einem Informationsabend und Zeitzeugengespräch im Saal der Tempelhofer St. Judas Thaddäus-Gemeinde, Bäumerplan 1 – 7 daran. Prof. Stefan Doernberg, der als junger Offizier der Roten Armee bei den Verhandlungen im Schulenburgring vor 65 Jahren anwesend war und die Übersetzung der Urkunde in die Schreibmaschine tippte, nimmt als Zeitzeuge an der Veranstaltung teil und steht für Gespräche zur Verfügung.
Eva Liebchen, Vorsitzende der AWO Friedenau