Georg Hermann – Schriftsteller der kleinen Leute

Veröffentlicht am 16.02.2010 in Geschichte

Am 7. Oktober 1871 wurde der Schriftsteller und Kunstkritiker Georg Hermann Borchardt (Pseudonym Georg Hermann) in Berlin in der Heiligegeiststr. 29 als jüngstes von sechs Kindern eines verarmten jüdischen Weißwarenhändlers geboren.

Seine Kinderjahre waren von dem finanziellen Ruin, von der Schuldhaft und dem körperlichen Zusammenbruch seines Vaters überschattet. Er brachte es an der Schule „nur“ zum Einjährigen. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Witwe mit ihren vier Kindern in die Bülowstr. 18 Ecke Frobenstraße. Georg arbeitete als Lehrling und Gehilfe in einem Krawattengeschäft und nach Ableistung seiner Militärzeit als Hilfsarbeiter im Statistischen Amt der Stadt Berlin. Ab 1896 besuchte er als Gasthörer die Universität, um „ein paar Löcher in den Mantel meiner Unbildung zu reißen“. Ende 1896 erschien auch sein erster Roman „Spielkinder“. Erst als Kunstkritiker beim Ullstein-Verlag konnte er mit einem bescheidenen Einkommen heiraten und eine Wohnung in der Kaiserallee (Bundesallee) beziehen. Im Laufe der Jahre und nach einem längeren Aufenthalt außerhalb Berlins bezog er immer wieder neue Wohnungen, so auch 1906 in der Friedenauer Stubenrauchstraße 6, wo sich heute ein kleiner Park zu seinem Gedenken befindet. Weitere Stationen waren die Laubenheimer Straße, die Uhlandstraße und die Trabener Straße. Er sammelte Kunstgegenstände und wertvolle Möbel, die sogar vom Theater als besonders originelle Bühnendekoration ausgeliehen wurden.

Nach kunstwissenschaftlichen Studien, z. B. über Wilhelm Busch und Max Liebermann, wurde er 1906 quasi über Nacht mit seinem Roman „Jettchen Gebert“ berühmt. Dieser Roman begründet seinen Ruhm in der Nachfolge Fontanes als „Volksschriftsteller“. Er schildert den Lebensweg eines jüdischen Bürgermädchens im Berliner Vormärz, das an den gesellschaftlichen Konventionen und einem Herzenskonflikt zerbricht. Er zeichnet hier und in allen seinen weiteren Romanen ein zuverlässiges Bild der Berliner Gesellschaft und vor allem ihrer jüdischen Mitbürger. Seine Themen findet er in den unteren sozialen Schichten („Rosenemil“) und in der preußischen Geschichte („Grenadier Wordelmann“). Jettchen Gebert bleibt sein Hauptwerk, es folgt 1909 die Fortsetzung „Henriette Jacoby“ und danach viele weitere Romane, als bekanntester 1910 „Kubinke“.
1933 wurden seine Bücher verbrannt. Er flüchtete nach Holland, wurde aber, bevor er sein schon erstelltes Visum nach Palästina nutzen konnte, von der SS verhaftet und ins KZ Auschwitz gebracht, wo er 1944 ermordet wurde.

Die Kenntnis zu seinen Milieuschilderungen schöpfte er aus den Erlebnissen in seiner Kindheit und Jugend; er stand stets auf der Seite der „kleinen Leute“ und der Schwachen, die um ein besseres Leben kämpften. Seine Romane lesen sich auch heute noch spannend und Freunde der Stadtgeschichte finden zu ihrer Freude viele historische Orte wieder.

von Eva Liebchen

 
 

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