Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen: Die BVV ersucht das Bezirksamt zu prüfen, wie in Zusammenarbeit mit Museen, Gedenkstätten, Betroffenenverbänden und Historiker:innen ein Gedenken und eine Würdigung für die Opfer, die während des Nationalsozialismus als "Asoziale" verfolgt wurden, in unserem Bezirk umgesetzt werden kann.
Begründung
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bleiben in der Erinnerungskultur beträchtliche Leerstellen bestehen. Das Leid von zehntausenden Frauen, Männern und Jugendlichen dringt erst allmählich ins öffentliche Bewusstsein vor. Die als "asozial" klassifizierten Menschen wurden aufgrund von Merkmalen wie Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit oder dem Wahrnehmen von Arbeitsrechten, Sexarbeit, psychischen Erkrankungen oder auch wegen Trans-Identitäten oder Homosexualität stigmatisiert und grausam verfolgt. Sie wurden in Konzentrationslagern und Heimen und psychiatrischen Anstalten festgehalten und ermordet, und viele von ihnen wurden zwangssterilisiert. Nach dem Krieg wurden die Überlebenden von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen.
Diejenigen, die von den Nationalsozialisten als "Asoziale" verfolgt wurden, wurden auch in der Nachkriegsgesellschaft weiterhin misstrauisch betrachtet, weiterhin stigmatisiert und ausgegrenzt.
Sowohl bei den Betroffenen selbst als auch in den folgenden Generationen führte die Scham über die Gründe ihrer Verfolgung zu jahrzehntelangem Schweigen. Erst in den 1980er Jahren begannen einzelne Forscher:innen damit, die Verfolgung aufzuarbeiten. Dennoch vergingen weitere Jahrzehnte, bis das Thema die angemessene Aufmerksamkeit erhielt. Erst im Jahr 2020 entschied der Deutsche Bundestag, die als "Asoziale" und "Berufsverbrecher" Verfolgten als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen.
Zur Erinnerungskultur muss gehören, dass ihre Leiden und Opfer nicht vergessen werden. Ein würdevolles Gedenken soll gleichzeitig ein Zeichen des Mitgefühls und des Respekts gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Stellung oder Lebensweise setzten.
Es ist wichtig, dass wir als Gemeinschaft die Erinnerung an die Vergangenheit bewahren, um sicherzustellen, dass solche schrecklichen Ereignisse niemals wieder geschehen. Durch die Errichtung einer Gedenkstätte für die als "asozial" Verfolgten können wir einen Schritt in diese Richtung machen.
Berlin, den 09.04.2024
Elisabeth Wissel
Katharina Marg
Die Fraktion Die Linke
Marijke Höppner
Corinna Volkmann
Die Fraktion der SPD
Marijke Höppner | Corinna Volkmann (Mail) |
2024-04-09
Beigetreten
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