2010 soll die Radiofrequenzidentifikationstechnologie (RFID), ein 10-Millionen-Projekt, Einzug in die Berliner Öffentlichen Bibliotheken halten. Dieses wird die Berliner Öffentlichen Bibliotheken nicht nur einem organisatorischen Kraftakt unterwerfen, sondern vor allem wird sich die Struktur der Bibliotheken im Bereich der Verbuchung fundamental verändern. Dies wird nicht nur Auswirkungen auf die Kunden haben, die durch die Einführung von Selbstbedienungsterminals Arbeitsprozesse übernehmen müssen, sondern auch die Tätigkeitsbereiche der Bibliotheksbeschäftigten werden sich verändern.
Was ist RFID?
Radio Frequenz Identification, kurz RFID, ist ein mit elektromagnetischen Wellen arbeitendes automatisches Identifikationsverfahren, dass die kontaktfreie Selbstverbuchung und -rückgabe von Medien erlaubt. Das Bezirksamt lobt dieses Verfahren, weil es das Bibliothekspersonal insbesondere an den Verbuchungstheken entlastet. So sollen bis zu 90% aller Ausleih- und Rückgabevorgänge durch die Nutzer selbst ausgeführt werden können.
Die Risiken der RFID-Technik liegen vor allem in der Anonymisierung des Bibliotheksbesuchs und der Gefahr, dass noch mehr Personal eingespart werden könnte. Die Chancen, die dieses Verfahren bietet, würden bedeuten, dass die Berliner Bibliotheken, die in den letzten Jahren von Personalkürzungen und Stellenstopps betroffen waren, die personellen Ressourcen verstärkt für anspruchsvolle Beratung, Leseförderung und Zielgruppenarbeit einsetzen können. Bibliotheksnutzer erwarten heute eine intensivere Beratung, schnellere Bedienung und vor allem spezielle Recherche. Hinzu kommen Anforderungen besonderer Zielgruppen wie Migrantinnen und Migranten oder im Rahmen der Leseförderung Kinder und Jugendliche. Das, auf die Antragsinitiative der SPD-Fraktion hin, entwickelte interkulturelle Konzept der Gertrud-Kolmar-Bibliothek zeigt eindrucksvoll, wie neue Bibliotheksnutzer besonders unter den Migrantinnen und Migranten des Schöneberger Nordens gewonnen werden können, wenn sie das richtige Medienangebot und die entsprechende Betreuung vorfinden.
Im vergangenen Jahr sind grundlegende Entscheidungen für die Einführung von RFID auf Landesebene gefallen und in der Folge werden die Bezirke in diesem Jahr bei der Aufstellung des Haushaltsplans für die Einführungsjahre 2010 und 2011 die Grundlage für diese Verfahren legen.
Die SPD-Fraktion wird die Einführung dieses Verfahrens auch weiterhin kritisch begleiten.
Melanie Kühnemann, Bezirksverordnete