Wunschschule für alle!

Veröffentlicht am 21.06.2012 in BVV

Beim Zugang zu Oberschulen setzen CDU und Grüne auf bezirkliche Abschottung!

Die Anmeldungen an den Berliner Oberschulen sind gelaufen. Fast 22.000 Kinder haben bereits Bescheid bekommen, an welcher Schule sie die nächsten Jahre verbringen werden. 19.155 Kindern konnte dabei ihr Erstwunsch erfüllt werden, 1.720 wurde der Zweit- oder Drittwunsch erfüllt.

Nach dem im Schuljahr 2010/11 eingeführten Verfahren können sich Schulen 60% ihrer künftigen Schülerinnen und Schüler nach eigenen Kriterien auswählen. 30% werden nach einem Losverfahren vergeben. 10% der Plätze sind für Härtefälle vorgesehen. Das Losverfahren soll für eine bessere soziale Mischung an stark nachgefragten Oberschulen sorgen und die Chance zur Aufnahme an einer Wunschschule erhöhen.

CDU und Grüne realitätsfern

Nach den ersten Erfahrungen steht dieses Verfahren auf dem Prüfstand. Das Ziel: Kindern soll im eigenen Bezirk der Zugang zu Oberschulen mit vielen Anmeldungen erleichtert werden. Mit diesem eigentlich hehren Vorsatz hatte die CDU-Fraktion im Mai einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg eingebracht, der vorsah, dass es nicht mehr nur eine, sondern gleich zwei Losrunden geben soll. In der ersten Runde sollen dabei nur Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden, die im Bezirk wohnen. Sollten danach noch Schulplätze frei sein, würden in einer zweiten Losrunde die Kinder berücksichtigt, die aus anderen Bezirken kommen.

Was aber bedeutet das in der Realität? Ein Beispiel: An der Carl-Zeiss-Oberschule in Berlin-Lichtenrade – eine der gefragtesten Schulen Berlins – waren für das kommende Schuljahr 55 Plätze im Losverfahren zu vergeben, bei ca. 140 Anmeldungen aus dem Bezirk und ca. 60 aus anderen Bezirken. An Oberschulen mit solch hoher Nachfrage – und nur bei denen gibt es das Problem, bezirkseigene Kinder unterzubringen – würde es nach dem von CDU und Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagenen Verfahren erst gar nicht zu einer zweiten Losrunde kommen. Kinder aus anderen Bezirken, die sich nicht unter dem 60%-Anteil befinden, den eine Schule nach eigenen Kriterien auswählt, gingen leer aus.

Es gibt Alternativen

Die SPD-Fraktion in der BVV hatte frühzeitig den alternativen Vorschlag gemacht, Kindern aus dem Bezirk eine höhere »Loszahl« im Losverfahren zuzusprechen. So würden sie stärker berücksichtigt, aber es blieben auch Chancen für bezirksfremde und für Geschwisterkinder.
Dadurch auf das Problem der Geschwisterkinder aufmerksam gemacht, legte die CDU noch einen mit heißer Nadel gestrickten Antrag vor, der Geschwisterkinder grundsätzlich als »Härtefälle« einzustuft. Stimmten die Grünen auch diesem Antrag im Schulausschuss noch zu, enthielten sie sich in der Bezirksverordnetenversammlung – war ihnen wohl auch klar geworden, dass so Kinder von den wenigen Härtefall-Plätzen verdrängt würden, die etwa aus familiären oder gesundheitlichen Gründen einen echten Härtefall darstellen.

Im Ergebnis ist der von der CDU eingebrachte und mit den Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen durchgesetzte Antrag ein trauriges Beispiel bezirklicher Abschottungspolitik gegenüber unseren Bezirksnachbarn. Gut, dass dieser Beschluss erst einmal Wunschcharakter hat – denn hier ist eine landesweite Regelung betroffen. Um sich der Thematik anzunehmen, bildet die zuständige Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zurzeit eine Arbeitsgruppe, die das bisherige Verfahren überprüfen wird. Sollte sich der Vorschlag der CDU durchsetzen, wäre es spannend, wie CDU und Grüne es zum Beispiel einem Kind aus Buckow erklären, warum es nach sechs Jahren auf der Taunusgrundschule in Lichtenrade keine Chance mehr hat, über das Losverfahren an die Carl-Zeiss-Oberschule zu gelangen, während seine Klassenkameraden aus Lichtenrade dies können.

Oberschulen stärken!

Die SPD widmet sich statt wirrer Modifikationen am Losverfahren lieber der Frage, warum einige Oberschulen extrem beliebt und andere wenig nachgefragt sind. Nur 27 der 94 Gymnasien und 43 der 122 Sekundarschulen in Berlin haben ihre Plätze voll belegt bekommen. Gemeinsam mit Eltern und Kindern wird sich die SPD verstärkt darum bemühen, dass sich die weniger nachgefragten Schulen stärker profilieren und dies auch öffentlich darstellen. Denn oft fehlt es dort nicht am Engagement oder an guten Ideen. Aber der Grundsatz »Gutes tun und darüber sprechen!« muss sich endlich durchsetzen.

Von Daniel Behrendt. Der Autor ist schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der BVV Tempelhof-Schöneberg und Vater von zwei Söhnen, die aktuell den Weg von der Grund- zur Oberschule gehen.

 
 

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