Im vergangenen Kulturausschuss wurde die Benennung von Straßen und Wegen sowie einem Park nach Frauen bis in den späten Sommer vertagt. Außerdem wurden im Vorfeld etliche Hürden aufgebaut, die es sonst bei Benennungen nach Männern nicht gibt. So soll geprüft werden, ob die genannten Frauen für eine Benennung geeignet seien. Es sollen vor einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zur Benennung eventuelle rechtliche Probleme geprüft und Anwohnende befragt werden. Eine interfraktionelle, nicht öffentliche Arbeitsgruppe soll am Ende eine Empfehlung abgeben.
Dazu Marijke Höppner, Vorsitzende der SPD-Fraktion: „Aus verletzter männlicher Eitelkeit werden nun Hürden für die Benennungen von Straßen und Wegen nach Frauen aufgebaut, die es bisher in dieser Form gegenüber Benennungen nach Männern nicht gab. Wir merken, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Während für Männer zuletzt im Schnellverfahren Benennungen per Beschluss ermöglicht wurden, wird den Frauen durch Sonderprüfungen ihre Kompetenz aberkannt. Das enttäuscht uns sehr, aber sicher auch die Angehörigen, die sich sicherlich einen würdigen Umgang mit ihren Familienmitgliedern wünschen.“
Die SPD-Fraktion hatte auf eine zeitnahe Entscheidung für die Benennung gedrungen, konnte sich aber gegen die Fraktionen von Grünen, CDU und FDP nicht durchsetzen, die sämtliche Anträge durch einen Ersatzantrag aus der Beratung der BVV entfernen wollten. Nach kontroverser Diskussion empfiehlt der Kulturausschuss nun eine abschließende Entscheidung über die Benennungen im Rahmen seiner Sitzung im August.
Neben der Vertagung auf den Spätsommer wird auch kritisch gesehen, dass ein noch in der Gründungsphase befindlicher Frauenbeirat über die Eignung der Frauen entscheiden soll. Dazu Manuela Harling, frauenpolitische Sprecherin: „Wir würden jeden Vorschlag aus der Mitte des sich konstituierenden Frauenbeirats für eine Benennung sehr begrüßen. Das aber bei Benennungen nach Frauen ein Beirat zwischengeschaltet wird, während es bei Männern kein entsprechendes Gremium gibt, das votiert, ist falsch verstandener Feminismus.“
Im Vorfeld hatte sich die SPD-Fraktion bemüht mit ihren Vorschlägen Konfliktfällen mit Anwohnenden aus dem Weg zu gehen. Die Benennungen beziehen sich auf Wege und Straßen, die Beteiligungen nicht notwendig machen, da Adressänderungen nicht notwendig sind. Dazu Martina Sommerfeld, kulturpolitische Sprecherin: „Viele der benannten Punkte aus der Beschlussempfehlung sind übliche Schritte der Verwaltung nach Beschluss eines Benennungsantrages. Umso verwunderlicher ist es, dass eine rechtliche Prüfung und Überprüfung der Namen im Vorfeld stattfinden soll. Speziell Erna Proskauer steht auf einer schon durch das Kulturamt geprüften und im Internet einsehbaren Liste von Frauen, nach denen Straßen im Bezirk benannt werden sollen. Die Grünanlage südlich des Innsbrucker Platzes ist kein Verkehrsweg und kann unproblematisch aus der Beschlussempfehlung herausgenommen werden.“
Abschließend appelliert die SPD-Fraktion an die antragsstellenden Männer der Fraktionen von Grünen, CDU und FDP die Hürden, die hier aufgebaut werden sollen und die Gleichstellung verhindern, wieder einzureißen.