Antrag
der Fraktion der SPD und der Fraktion Die Linke
zur Herbeiführung eines Ersuchens
gem. § 12 Abs. 1 Satz 2 BezVG
Betreff: Unbenannte Grünanlage benennen nach den Betreiberinnen des Damenklubs „Mali und Igel“
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt, die unbenannte Grünfläche an der Apostel-Paulus-Straße, die im Volksmund Maikäferplatz genannt wird, in „Mali-und-Igel-Platz“ zu benennen.
Begründung:
Die Emanzipationsbestrebungen und die blühende (Sub-)Kultur im Berlin der 1920er Jahre, für die auch Schöneberg bekannt war, ist von den Nationalsozialisten zerstört worden. Die Nicht-Sichtbarkeit von lesbischen Leben setzte sich nach dem Ende des Nationalsozialismus fort. Mit der Benennung nach den Betreiberinnen des berühmten Damenklubs soll die Erinnerung an den Beginn der lesbischen (Sub-)Kultur wachgehalten werden.
Elsa Conrad (Spitzname: Igel) war aktiv in der homosexuellen Subkultur Berlins. Zusammen mit Amalie Rothaug (Spitzname: Mali) führte sie die Vereinigung, zu der das bekannte Schöneberger Tanzlokal „Monbi jou des Westens”/„Mali und Igel“ gehörte. Die Damenvereinigung mit ihren 600 Mitgliedern zählte zu den exklusivsten Klubs der Stadt. Er befand sich in der Lutherstraße 16 (heute Martin-Luther-Straße 2)
Nach einer zeitgenössischen Beschreibung sollen insbesondere intellektuelle Frauen und Künstlerinnen das Tanzlokal besucht haben. 1933 mussten Conrad und Rothaug ihre Vereinigung schließen.
Elsa Conrad wurde wegen NS-kritischer Äußerungen (in ihrer eigenen Wohnung) von ihrer Untermieterin denunziert. Nach den rassistischen Kriterien im Nationalsozialismus galt sie als „Halbjüdin”. Noch bevor sie eine fünfzehnmonatige Gefängnisstrafe wegen der „Beschimpfung von Regierungsmitgliedern” abgebüßt hatte, wurde sie 1937 in das KZ Moringen verschleppt und dort als Jüdin und Homosexuelle in „Schutzhaft” genommen. Als Grundlage für die Verhaftung diente das Heimtückegesetz von 1934, das sich gegen die vermeintliche „Verleumdung“ von Partei und Staat richtete. Ausdrücklich wurde aber auch darauf hingewiesen, dass Elsa Conrad „lesbisch veranlagt“ gewesen sei und „Verhältnisse zu lesbisch veranlagten Frauen“ gehabt habe. Eine etwaige Entlassung aus der KZ-Haft wurde 1937 an die Auflage geknüpft, Deutschland zu verlassen. Ihre frühere langjährige Geliebte, Bertha Stenzel (1892 – 1979), besorgte die erforderlichen Papiere, nämlich einen Pass und eine Schiffspassage nach Ostafrika, wohin Conrad im November 1938 entkam. Nachweislich seit 1943 lebte sie in Nairobi. Verarmt und schwer erkrankt, kehrte Else Conrad 1961 in die Bundesrepublik Deutschland zurück, wo sie zwei Jahre später starb.
Auch Amalie Rothaug gelang 1936 die Emigration in die USA. Am 9. Mai 1945 beantragte sie die amerikanische Staatsbürgerschaft, die sie 1950 erhielt. Am 9. November 1984 verstarb sie im Alter von 94 Jahren in Florida.
Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/07/schoppmann_conrad_2018.pdf
Berlin, den 10. Mai 2021
Marijke Höppner Manuela Harling
und die weiteren Mitglieder der
Fraktion der SPD
Elisabeth Wissel
und die weiteren Mitglieder der
Fraktion Die Linke
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