Antrag zur 20. BVV XXI - Antrag 4

ANTRAG
der Fraktion(en) SPD
in der BVV Tempelhof-Schöneberg

Migrantische Geschichten und Orte sichtbar machen und feiern – der türkische Basar im Hochbahnhof Bülowstraße

Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt, sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass der U-Bahnhof Bülowstraße mit Hinweistafeln ausgestattet wird, die eindrucksvoll an die Nutzung des Bahnhofs als türkischer Basar erinnern. Die zuständigen Stellen sollen insbesondere prüfen, ob eine Wiederanbringung der (Original- oder einer originalgetreu nachgestellten) Reklameschrift „Türkischer Basar“ an der Fassade des Hochbahnhofes möglich ist.

Das Bezirksamt wird außerdem ersucht, ein Konzept für einen in der Tradition des türkischen Basars stehenden, jährlich oder sonst periodisch sowie möglichst vor Ort (zum Beispiel unter dem U-Bahn-Bogen) stattfindenden interkulturellen Markt mit kulturellem Begleitprogramm zu erstellen, mit der die Vielfältigkeit Tempelhof-Schönebergs gefeiert und an die migrantische Geschichte des Bezirks erinnert sowie migrantischen Menschen ein neuer Raum zur Gestaltung geboten werden soll. Dazu sollen Zeitzeug*innen eingebunden und eingeladen werden.

Der Bezirksverordnetenversammlung ist bis November 2023 zu berichten.

Begründung

Da die U-Bahn-Linie 2 infolge des Mauerbaus stillgelegt worden war, fuhren auf dem Hochbahnhof Bülowstraße zwischen 1972 und 1993 keine Züge. Zwischen 1978 und 1991 richtete der Unternehmer und Schauspieler Atalay Özçakır dort stattdessen einen „türkischen Basar“ (zuvor „U-Tropia“) – dessen große geschwungene Werbeschrift war unübersehbar an der Glaswand des Bauwerks angebracht – ein. Das Gleisbett wurde dazu mit kleinen Buden entlang des Bahnsteigs überbaut; diese boten von Lebensmitteln, Musikkassetten, Kleidung bis Schmuck vielfältige Waren an. Am Ende des Bahnsteiges war eine Bar mit Livemusik eingerichtet worden (türkisch „gazino“), in der auch türkische Prominente, die nach Berlin angereist waren, auftraten. Eine ausgemusterte Kleinprofilstraßenbahn wurde auf die Hochbahngleise gesetzt und verband so als Touristenattraktion den türkischen Markt am Bahnhof Bülowstraße mit dem Trödelmarkt auf dem Bahnhof Nollendorfplatz. Der Bahnhof Bülowstraße entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der migrantischen, insbesondere türkischen Community in West-Berlin. Für Familien war er kulturelle Institution und beliebter Ausflugsort. Als mit der Wiedervereinigung auch die U-Bahn-Linie 2 wieder zu fahren begann, wurde der Basar abgebaut.

Orte und Einrichtungen, die die migrantische Geschichte der Stadt widerspiegeln, weichen mit fortschreitender Zeit dem nicht selten von Gentrifikation begleiteten Wandel. Obwohl der Basar an der Bülowstraße für viele migrantische Familien einen Lebensmittelpunkt darstellte, ist von ihm heute kaum noch etwas zu sehen. Nur die Gedenktafel mit dem Titel „Historische Orte – Hochbahnhof Bülowstraße“ an der Ecke Potsdamer Straße/Bülowstraße 25/26 enthält eine kurze Nennung des Basars und ein Foto des Hochbahnhofs mit der oben angesprochenen charakteristischen Reklameschrift. Größere Bekanntheit erlangte der Basar durch den Dokumentarfilm „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“, der in den deutschen Kinos zu sehen war und neben einem Fokus auf die Musikkultur der „Gastarbeiter*innen“ die Untrennbarkeit der deutschen Geschichte mit der Migration aus der Türkei zum Ausdruck bringt; in diesem bundesweit gezeigten Film spielt der Basar im Bahnhof Bülowstraße eine zentrale Rolle. Vielen Anwohner*innen – insbesondere jenen, die sich später für unseren Bezirk entschieden haben – ist dieser historische Aspekt der Bülowstraße nicht präsent.



Berlin, den 3. Juli 2023
Marijke Höppner Kubilay Yalçın (Mail)

und die weiteren Mitglieder der
Fraktion der SPD

Der Verlauf dieses Antrags

2023-07-03

Eingebracht

2023-07-12

Überwiesen (Weiterbildung & Kultur)

2023-10-05

Beschlussempfehlung (Straßen & Verkehr)

2023-10-18

Beschlossen

offen

MZK


Aktueller Status (Beschlossen):
Die BVV hat diesem Antrag zugestimmt. Als nächstes geht es in die Umsetzung durch das Bezirksamt.

Was passiert als Nächstes?
Das Bezirksamt ist jetzt mit der Umsetzung beauftragt. Wir warten jetzt auf einen Bericht in Form einer Mitteilung zur Kenntnisnahme

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