Vor hundert Jahren, am 24. August 1911, wurde in (Berlin-)Friedenau, Bundesallee 74 (damals Kaiserallee) der Theaterkritiker Friedrich Luft als Sohn einer Schottin und eines preußischen Lehrers, der an einem Schöneberger Gymnasium Französisch und Englisch unterrichtete, geboren.
Schon früh entwickelt der junge Luft, der sein Abitur am Friedenauer Gymnasium (heute Friedrich-Bergius-Oberschule am Perelsplatz) gemacht hatte, ein Faible für die Literatur und das Theater. Seine Familie sieht ihn jedoch als künftigen Lehrer, und so beginnt er ein Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte, schreibt aber nebenher schon kleine Artikel für die Presse und hört Theaterwissenschaften. Er kann allerdings nach Zusammenstößen mit nazistischen Studenten sein Studium nicht abschließen und „überbrückt“ nun die Nazizeit dank gesicherter finanzieller Verhältnisse mit literarischen Gelegenheitsarbeiten.
Populär wurde er nach dem Krieg als »Stimme der Kritik«, eine Sendung des RIAS Berlin, in der er über 30 Jahre lang jeden Sonntag seine Hörerinnen und Hörer über die Theaterereignisse der Stadt informierte. Seinen Sprachstil und seine markante und rasante Vortragsweise wird niemand vergessen, der sie jemals gehört hat. Er war der Nachkriegskritiker in Berlin. „Erst wenn Luft seinen Theatersessel erreicht hatte, war eine Premiere wirklich eine Premiere“ (so Benjamin Henrichs in der ZEIT). Seine Kritiken waren lebendig und unterhaltsam und zum Teil berlinisch salopp vorgetragen, immer informativ und treffsicher. Sein Schlusswort „gleiche Welle, gleiche Stelle“ wurde zum geflügelten Wort. Als entschiedener Antikommunist während der Zeit des Kalten Krieges zählte für ihn in seinem theaterkritischen Urteil jedoch immer nur das künstlerische Argument. Politik mit Mitteln des Theaters oder der Kritik zu betreiben, lehnte Luft ab. Er schrieb für mehrere Zeitungen, verfasste Berlin-, Theater- und Drehbücher; und mit seiner Frau gemeinsam auch ein Kinderbuch.
1940 hatte Friedrich Luft die Malerin Heide Thilo geheiratet, die er in einer Kneipe am Lützowplatz kennengelernt hatte. Von da an wohnte er in der von ihr in die Ehe gebrachten Stadtvilla Maienstraße 4, ganz in der Nähe des Nollendorfplatzes, bis zu seinem Tod am 24. Dezember 1990. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an ihn. Die Trauerfeier fand in der Friedenauer Kirche »Zum Guten Hirten« statt, in der er auch schon getauft worden war. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.
Eva Liebchen