Die Namenssuche für den Steg zwischen den Kleingartenkolonien und der General-Pape-Straße in Schöneberg ist zum Politikum geworden.
CDU und Bündnis 90/Die Grünen in der BVV sprachen sich für »Blue Note« – den Namen eines Plattenlabels und Tochterunternehmens der EMI – aus, um die Benennung nach einer Frau zu umgehen. Die SPD fordert, dort eine Frau zu ehren – und zwar eine Frau, die im Bezug zum SA-Gefängnis Papestraße steht und die im Widerstand gekämpft hat: Hertha Block.
1933 befand sich in der General-Pape-Straße das Gefängnis der SA. Vor allem politische Gegner
der NS-Bewegung wurden hier inhaftiert, misshandelt und gefoltert. Eine von ihnen war Hertha Block. In den 1920-er Jahren war sie Bibliothekarin in der Stadtbücherei Wilmersdorf. Als Mitglied im »Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«, der den Nationalsozialismus mit schriftstellerischen Mitteln zu bekämpfen versuchte, wurde sie im Juni 1933 verhaftet. Vor der Überstellung ins Frauengefängnis in der Barnimstraße war sie insgesamt acht Wochen im SA-Gefängnis Papestraße inhaftiert. Aus dem Öffentlichen Dienst entlassen, wurde sie 1936 erneut verhaftet und zu 15 Monaten Haft wegen Hochverrats verurteilt.
Nach 1945 arbeitete Hertha Block mit am Wiederaufbau der Wilmersdorfer Stadtbibliothek. 1992 hat die Berliner Geschichtswerkstatt e.V. die in Vergessenheit geratenen Haftkeller im heutigen Gebäude Werner-Voß-Damm 54a wiederentdeckt und dort 2010 einen Gedenkort einrichten können.
Die Brücke nach Hertha Block zu benennen, entspräche dem bisherigen politischen Konsens im Bezirk, dass die Gedenkkultur in den Alltag der Menschen und in den öffentlichen Raum gehört. Der Arbeitskreis sozialdemokratischer Frauen (ASF) bekräftigte dies Ende April mit einer symbolische Benennung der Brücke.
Melanie Kühnemann